Wird Saarbrücken ohne Kulturdezernenten bleiben? Nein, sagt der Fraktionsvorsitzende der SPD Peter Bauer. Aber eine Dezernentenstelle wird ab August, wenn der Vertrag des jetzigen Kulturdezernenten ausläuft, wegfallen. Warum? Weil die Stadt sparen muss. Diese Aussage hat bei vielen Kulturschaffenden und Künstlern einen Schock ausgelöst. Aber, wieso eigentlich?

Diskussion zum Thema Saarbrücker Kulturdezernent mit Katharina Bihler, Martin Busche, Peter Bauer und Oliver Strauch
Im letzten Jahr ist der Dezernent für Umwelt, Ordnungsdienste und Migration Kajo Breuer in die Altersrente gegangen. Damals gab es einen großen öffentlichen Druck gegen die Neubesetzung der Stelle. Aus „Spargründen“. Die mehrheitliche Koalition (SPD, Linke und Grüne) berief einvernehmlich den Grünen Thomas Brück zum Dezernenten. Damit wurde die „Einsparung“ einer Dezernentenstelle um 1 Jahr hinausgezögert. Also tat die Koalition genau das, was ihr jetzt als „keine Voraussicht, keine Planung“ zum Teil vorgeworfen wird. Sie plante voraus! Wer die geltende Praxis in der Politik verfolgt, wird von diesem Vorgang nicht überrascht sein.
Dennoch, als die Koalition jetzt ihr Vorhaben, die Stelle des Kulturdezernenten nicht neubesetzen zu wollen, veröffentlichte, waren viele überrascht. Bei einigen ist die Empörung groß: „Wie wird Saarbrücken ohne Kulturdezernenten? Das ist ein schlechtes Signal für eine Stadt, die es nötig hat, mit guten Kulturveranstaltungen und guten Klima für Kulturschaffende zu werben“ und „Saarbrücken hat das in den letzten Jahren, dank eines guten Kulturdezernenten prima hingekriegt. Jetzt soll das alles so leichtsinnig verspielt werden!“, heißt es.
Der Aufstand begann. Einige führende Saarbrücker Künstler und Kulturschaffende wollen das nicht wortlos hinnehmen. Eine Facebook-Gruppe namens „OK!! – Kulturdezernat Saarbrücken muss bleiben“ wurde gegründet. An der Spitze der Schlagzeuger und Professor an der Musikhochschule in Saarbrücken Oliver Strauch. Die Gruppe erfährt Zuspruch von einigen Künstlern und Kulturschaffenden. Die Oppositionsparteien bieten Unterstützung, Gesprächsrunden finden statt. Doch was genau soll erreicht werden? Soll Erik Schrader weiterhin als Dezernent beschäftigt werden und alles so bleiben wie es ist?

Muss er angesichts seiner NS-Vergangenheit so geehrt werden?
Mut, die teils skandalösen Vorgänge, die in unserem Alltag vorkommen, zu kritisieren kommt im Saarland nicht oft vor. Eine Dezernentenstelle einzusparen zählt allerdings nicht dazu. Es gibt viele Themen, bei denen ich mir eine offene Diskussion wünsche. Schrader selbst zum Beispiel rügte offen die Saarbrücker Zeitung für ihre Praxis menschenfeindliche Leserbriefe kommentarlos zu veröffentlichen. Doch nicht nur die Saarbrücker Zeitung liefert von Zeit zu Zeit Anlass zu Kritik. Ohne erkennbaren Widerspruch aus der Kulturszene wird in diesem Land der zweifache Kriegsverbrecher Röchling geehrt. Ist es angebracht den langjährigen Ministerpräsidenten Franz-Josef Röder angesichts seiner NS-Vergangenheit mit Straßenbennenungen zu ehren? Das schädigt das Ansehen des Saarlandes mehr als wenn Saarbrücken keinen Kulturdezernenten haben würde. Und ist ein wichtiger Grund um, wenn man die freie Wahl hat, hier nicht einzuwandern. Im Übrigen erzählt niemand den so begehrten ausländischen Facharbeitern, dass die allgemeinen Bürgerrechte hierzulande für sie teilweise nicht gelten und dass sie, wenn sie keine EU Einwanderer sind, Zeit ihres Lebens von allen Ebenen der politischen Teilhabe ausgeschlossen bleiben.
Mindestens 56.000 Saarbrücker Bürger (30 % der Gesamtbevölkerung) haben heute einen Migrationshintergrund. Im letzten Stadtrat waren sie mit 0 % vertreten. Allein die Grünen (+1 Piraten) haben es bei der Wahl 2014 verstanden eine junge Frau kurdischer Herkunft als Stadträtin zu vereidigen. Ein langjähriges, dunkelhäutiges Mitglied der CDU wurde dagegen in der Öffentlichkeit deswegen vorgeführt, weil er erwartet hat, dass seinem Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft innerhalb von sechs Monaten zugestimmt wird. Als würde es sich dabei um etwas Ungewöhnliches und Unmögliches handeln. Kurz vor der Kommunalwahl 2014 wurde dann seine Kandidatur „einvernehmlich“ beendet. Sowieso glaubt ein saarländischer Beamter auch dann Richtiges zu tun, wenn er einem türkischen Arbeiter, der in der Burbacher Hütte seine Rente verdient hat, die deutsche Staatsbürgerschaft verweigert, weil er ihm unterstellt noch mit 70 Deutsch auf B1 Niveau lernen zu können.
Warum mussten im Saarland 70 Jahre vergehen bis ein zentraler Gedenkort für die aus dem Land vertriebenen und ermordeten jüdischen Saarländer errichtet wurde? Alle 26 saarländischen Synagogen waren zerstört und nur 1 neu aufgebaut! Das im November 2013 auf Initiative der Jüdischen Gemeinde Saar eingeweihte Denkmal am Rabbiner Rülf Platz ist bis heute noch ohne eine Gedenktafel!

Die Redner bei der Aufführung von „Senghor“ im Haus der Ärzte in Saarbrücken
Ich finde es gut zum Beispiel, wenn die Künstlergruppe „Die Redner“ ein filmisch/musikalisches Projekt dem senegalesischen Dichter und Politiker Senghor widmet. Oft aber, habe ich das Gefühl, dass insgesamt die Themen, die aufgegriffen werden nicht wirklich das hier und jetzt mitnehmen. Wie bekämpfen wir zum Beispiel Rassismus gegenüber den Roma?
Das Thema der Kruzifixe im saarländischen Landtag, den Gerichtssälen und anderen öffentlichen Räumen wird auch kaum angesprochen. Natürlich geht es dabei um viel mehr, als nur um Privatanliegen eines Einzelnen… Das sind Themen, die eine zivilisatorische Bedeutung haben, im Saarland aber eher gemieden werden! Politische Verantwortung für verfehlte Investitionen – ein Fremdwort.
Viele Kulturschaffende und Künstler sind finanziell von den Zuschüssen aus den öffentlichen Haushalten abhängig. Heute entscheiden die Einen, morgen die Anderen. Diese Abhängigkeit fordert politisches Wohlverhalten gegenüber den Förderern. Begrenzte Mittel führen zum Konkurrenzkampf. Und die „gute Presse“ braucht auch Jede(r) mal.
Aber was sind Kunst und Kultur ohne Mut und Grenzüberschreitungen wert? Wie können sie Politik beeinflussen, wenn sie sich der politischen Aussage verweigern und ihren Einfluss nicht dafür einsetzen, die gängigen Denk- und Handelsmuster zu verändern! Es ist zu wenig einen Kulturdezernenten zu fordern – Veränderungen, die zu mehr Zivilcourage führen sind vonnöten!
So könnte der jetzige „Aufstand“ der Kulturschaffenden für die ganze Gesellschaft was Gutes bringen. Dann nämlich, wenn er nicht zu einer Bewegung gegen Brück, Latz oder Schindel verkommt. Sondern, wenn er die Inhalte anspricht. Das würde vielen Menschen Mut machen! Und in dem demografisch schrumpfenden Saarland den Glauben erwecken, dass gemeinsam doch einiges mehr erreicht werden kann.
Heute Morgen erreichte die Welt eine schreckliche Nachricht, als ob sie nicht schon genug Krisen zu bestehen hätte. Die grausame Keule des Schicksals nimmt darauf jedoch keine Rücksicht und trifft uns alle unbarmherzig mitten im Gesicht!
Ich mache mir große Sorgen um die Qualität unseres Fernsehprogramms und verlange eine sorgfältige, zügige vor allem aber adäquate Regelung der Nachfolge. Aktuell vertreten uns ja 631 Darsteller im Hohen Hause zu Berlin. Davon taugen die allermeisten nur zu Komparsen. An die hohe Schauspielkunst des Herrn Bosbach dagegen reichen nur ganz wenige heran. Ich bitte die für das Casting Verantwortlichen meine Vorschläge – als da wären Gerda Hasselfeldt, Claudia Roth, Jens Spahn und damit die hochgeschätzten Menschen mit Einwandern als Hintergrund nicht zu kurz kommen meinetwegen auch Cem Özdemir – sorgfältig zu prüfen.
Interessiertes Publikum, gute cineastische Infrastruktur mit hingebungsvollen Mitarbeitern, Unterstützung der Hauptstadt und des Landes, Sponsoren, mediale Begleitung, gute Organisation, engagierte Mitarbeiter und Jurymitglieder… Das wichtigste aber: es ist gelungen viele junge Filmemacher dafür zu gewinnen, dass sie ihre Erstlinge oder ihre noch nie gezeigten Filme diesem Festival anvertrauen. Damit bekräftigt das MOP-Filmfest sein Anspruch, das wichtigste deutschsprachige Nachwuchsfilmfestival zu sein. Deutschsprachig heißt aber nicht etwa, dass in den Filmen nur Deutsch gesprochen wird, oder dass die Themen in irgendeine Weise auf das deutschsprachige Territorium begrenzt sind. Es genügt ein Bezug zum Deutschen, sei es die Sprache, das Land, der/die FilmemacherIn, Produzent…
Zwei Filme haben eine starke Spur hinterlassen: der Gewinner des Hauptpreises in Höhe von € 36.000 „Chrieg“ in der Regie von Simon Jaquemet und Publikumsliebling „Freistatt“ des Regisseurs Marc Brummund. Beide Filme zeigen Jugendliche, die von ihren Eltern von Zuhause weggeschickt werden, damit jemand anderer sich um sie kümmert. So wurden z.B. im Nachkriegsdeutschland ca. 800.000 Jugendliche im Alter von 14-21 Jahre in die hauptsächlich kirchlich geführten Heime abgeschoben, wo man sie Disziplin und Gehorsam „lehrte“. Eine der brutalsten Einrichtungen befand sich in Freistatt, wo die „Schützlinge“ nicht nur harte Arbeit verrichten mussten, sondern auch körperlich und psychisch gequält wurden (erschütterndes Live-Zeugnis von Wolfgang Rosenkötter). Die Geschichte dieser Heimkinder ist erst 2006 der Öffentlichkeit bekannt geworden. Seit 2010 werden die ehemaligen Heimkinder aus einem staatlich-kirchlich finanzierten Fond mit insgesamt 120 Millionen Euro finanziell entschädigt.
Auch die Dokumentarreihe bot viele bemerkenswerte Filme von den Schauplätzen in Norwegen, Ägypten, Deutschland, Türkei…
Auch wenn der Film selbst nicht die große Anerkennung bei diesem Festival fand, ist es erfreulich, dass „Kafkas Der Bau“ in der Regie von Jochen A. Freydank, zum Teil von Saarland Medien und dem SR gefördert wurde und auf dem Gebiet der Filmproduktion beim Saarländischen Rundfunk ein Umdenken stattgefunden hat. Die jungen Filmemacher brauchen Geld um gute Filme machen zu können. Auf dass sie nicht wie der Meister Wolfgang Staudte ihr Talent nur mit „Tatort“ vergeuden müssen! Auch in diesem Jahr zeigte die Staudte Fördergesellschaft im Rahmen des MOPs einen seiner wenigen Filme „Kirmes“, aus dem Jahr 1960. Offen und mutig schaut er in die Seele der deutschen Gesellschaft nach dem 2. Weltkrieg, mit einer bis heute selten gesehenen Selbstkritik.
Bei den meisten Gelegenheiten blieb unerwähnt, dass das Filmfestival einen neuen Programmleiter, Oliver Baumgarten, hat. Wir wollen hoffen, dass auch seine Mitarbeit dazu beigetragen hat, dass uns in diesem Jahr ein qualitativ sehr gutes Programm angeboten wurde. Jedenfalls scheint es, dass das Trio Festivalleiterin Gabriella Bandel, Programmleiter Baumgarten und die Organisationsleiterin Claudia Ruth gut zusammenpassen. Wünschen wir uns, dass dies auch im nächsten Jahr so bleibt.