Veröffentlicht am 17.03.2013 bei Neue deutsche Medienmacher:
„… Der Tatort mit Til Schweiger hat aber auch etwas ganz anderes gebracht. Nämlich den Sachverhalt, dass ein Kommissar mit türkischen Wurzeln sekundiert. Das Besondere daran: Es geschah völlig unaufgeregt. Es war die Normalität, die wir uns für Deutschland so sehr wünschen.
Und dabei ist es egal, ob dem einen das Schnalzen noch auf der Zunge liegt oder er dem anderen nur ein müdes Lächeln abringen konnte; das, was letzten Sonntagabend zu sehen war, war aus migrationspolitischer Sicht ein voller Erfolg!
Der neue Tatort hat einfach das, was den meisten anderen fehlt: Einen Ermittler, der aus einer ethnischer Minderheit stammt. Ausgerechnet die Münchner ziehen da gleich. Und was in den USA der Normalfall ist, denn da kämpfen Weiße, Schwarze, Latinos und Asiaten gemeinsam für das Gute, kommt bei den deutschen Kollegen in den Chef- und Entscheideretagen nicht so voran.
Von 20 Tatorten und 40 Ermittlern haben sage und schreibe ganze zwei (drei, den ehemaligen Hamburger Tatort mitgerechnet) „Migrationshintergrund“. Die anderen? Durch und durch an den Verhältnissen in der Bevölkerung vorbei. Und ja, in echten polizeilichen Dienststuben sind auch weitaus weniger Ermittler aus ethnischen Minderheiten vertreten als im Bevölkerungsdurchschnitt. Fernsehunterhaltung hat aber nicht die Aufgabe, dieses Missverhältnis widerzuspiegeln.
Immerhin, die Quote der migrantischen Tatortermittler liegt über der der Journalisten. Tatort-Schnüffler mit Wurzeln aus dem Ausland gibt es immerhin fünf (bis acht) Prozent. Journalisten mit ausländischen Wurzeln schaffen es in deutschen Redaktionsstuben auf gerade einmal auf zwei bis drei.
Zum Abschluss was Schönes: Was dem neuen Kommissar Yalcin Gümer nicht passiert ist, niemand hat ihm bestätigt: „Sie sprechen aber gut deutsch!“ Es hat ihn auch niemand gefragt, woher er denn käme, geschweige denn, wann er wieder zurück zu gehen gedenke.
Grund, sich bei den Machern für einen Tatort zu bedanken, der mit ethnischen Minderheiten „normal“ umgeht? Ja und nein. Nein, weil wir eigentlich dachten, wir seien schon so weit. Ja, weil wir genau diesen entspannten Umgang nötig haben.“