Sie tanzen, rappen, malen, sie sind jung und ehrgeizig: Der Eine ist stolz, Deutschland bei den Weltmeisterschaften vertreten zu können, den Anderen macht es glücklich, die eigene Mutter stolz zu machen. Das sind die Jugendlichen von Saarbrücken, die in dem gerade fertiggestellten Film „CROSSOVER SAARBRÜCKEN“ zeigen, wie sie hier in Saarbrücken leben, wie sie denken, miteinander auskommen, für welche Werte sie in ihrem Leben stehen.
Der Film ist eine gelungene Fortsetzung der Dokumentation über die seit 2009 lebendige Projektarbeit „LABEL M“ des Künstler- und Pädagogen-Trios Gisela Zimmerman, Rûken Tosun und Thomas Langhammer. Bei der gestrigen Premiere im städtischen Filmhaus war der Andrang so groß, dass der Film gleich zweimal hintereinander gezeigt wurde. Auch der anwesende Kultusminister Ulrich Commerçon würdigte diese wertvolle Arbeit.
Und wie entstand das Ganze?
Das Konzept des Projekts „Label M“ basiert auf zwei Arbeitsbereichen: Kunst/Kultur und Soziale Arbeit. Das Rezept ist einfach: Sich den Jugendlichen vor Ort nähern und ihnen die Möglichkeit bieten sich kreativ zu beteiligen. Die Umsetzung erfordert allerdings viel Geduld, pädagogisches Können und vieles mehr: So mietete im Sommer 2009 das Trio Gisela, Rûken & Thomas ein leerstehendes Ladenlokal am Malstatter Markt und öffnete es für Kinder und Jugendliche …die kamen auch und nahmen den Raum für sich in Anspruch. Sie gestalteten, diskutierten, stellten Fragen: Wer sind wir? Wie leben wir und wo? Was sind unsere Wünsche und Träume? Am Ende drehten sie den Film „Crossover Malstatt“, der 2012 seine Premiere feierte und beim Créajeune – Filmwettbewerb der Großregion gezeigt wurde.
Label M zog es auch ins Freie. So bezogen sie auf dem Kirchberg in Malstatt ihren Posten. Ein Arbeitscontainer wurde angeschafft, gearbeitet wurde unter freiem Himmel und zwar unmittelbar mit den Kindern, Jugendlichen und deren Eltern. Die von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägten Beziehungen wurden aufgebaut, was den Dialog einfacher machte.
„Wir haben sogenannte Tabuthemen oder schwierige Konflikte nicht gescheut. Im Gegenteil. Oft war es laut, oft war es sehr laut. Dabei haben wir auf persönliche, religiöse oder atheistische, kulturelle, ethnische, nationale oder andere Befindlichkeiten keine Rücksicht genommen, …deswegen wurde es ja auch laut, …. aber am Ende ausnahmslos konstruktiv.“, erzählte Rûken Tosun, die auch eine „grüne“ Stadträtin in Saarbrücken ist. „Grundpfeiler unsere Arbeit sind demokratische und humanistische Werte und die Bereitschaft, diese zu leben und wenn es sein muss zu verteidigen,“ betonte sie.
So wundert es auch nicht, dass Jugendliche im Film Aussagen machen, die sich entschieden gegen Rassismus, Homophobie, religiösen Fanatismus und Nationalismus richten.
Beim ersten Film „Crossover Malstatt“ lag der Fokus auf Jugendlichen aus Malstatt. Diesmal war das Ziel, die verschiedenen kreativen Jugendszenen und Gruppen in der Stadt zu entdecken und zusammen zu bringen. So kam es, dass Jugendliche aus Malstatt das erste Mal zum Beispiel am Silo im Saarbrücker Osthafen waren. Die Jugendlichen ohne Migrationshintergrund, mit denen sie dort ihre Freizeit verbrachten und die wiederum noch nie in Malstatt waren, kamen dann zum Kirschberg.
Hinter diesem 30-minütigen Film stecken viele Lebensgeschichten, Diskussionen und der Wille, gewohnte Denkmuster und Lebenswelten zu verlassen und andere kennenzulernen. Ein Glücksfall war auch die Entdeckung des jungen Kameramanns Dilnas Bilgic, für den sich während der Dreharbeiten auch ein Studium an der Hochschule für Bildende Künste als Perspektive ergab. Bei der Musik half der Posaunist und Pädagoge Michael Hupperts.
Viele Institutionen unterstützten: Fonds Soziokultur Bonn, Saarlandmedien, Ministerium für Bildung und Kultur, Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, Arbeit und Kultur GmbH Saarland, Kulturamt und Kulturdezernent der Hauptstadt, die Heinrich-Böll Stiftung Saar und besonders lobenswert der Privatsponsor, der saarländische Kurier- und Expressdienst GO!
Ihr Geld und ihre Unterstützung zahlen sich mehrfach aus. Denn bei solchen Ergebnissen einer Jugendprojektarbeit können die Saarbrücker nicht nur stolz sein, sondern auch ruhig schlafen: wer solche Bürger hat, braucht sich für die Zukunft weniger zu sorgen.